Topas Geschrieben Februar 28, 2002 Geschrieben Februar 28, 2002 Blackpool - ein neues Las Vegas? Derzeit eher nein, meint ein ausgewiesener Blackpool-Kenner. Und wenn, dann frühestens in 10 oder mehr Jahren. So kalkulieren wohl auch die Verantwortlichen. Aber der Reihe nach. Sehen wir einmal, was da so an positiven und negativen Aspekten aus Presseveröffentlichungen der letzten Monate zusammengetragen wurde. Dazu die Sicht eines Wahl-Blackpooler's und eine Hotelempfehlung, denn der Erholungs- und Vergnügungsort bleibt auf jeden Fall interessant. Grossbritanniens Fremdenverkehrsministerin Janet Anderson ist besorgt, viele der einst mit romantischen Sonnenuntergängen, schneeweissen Piers und viktorianischen Grandhotels ausgestatteten Seebäder, wie Blackpool, Great Yarmouth, Scarborough, Minehead und Newquay haben eine lange Zeit des schleichenden Niedergangs erlebt.Melden die höchsten Arbeitslosenzahlen im ganzen Land. Gewiss, die Sonnenuntergänge sind geblieben, aber das in den letzten Jahren starke brit. Pfund lässt immer mehr Insulaner ihre Ferien im europ. Ausland verbringen, Urlaubsregionen insbesondere in Spanien, aber auch in Portugal, Frankreich und anderen Ländern profitieren davon. Blackpool scheint von der Krise am meisten betroffen. Der charmant altmodische Amüsierort nördlich von Birmingham zieht zwar - vorwiegend aus der Arbeiterklasse Mittelenglands und Schottlands - immer noch jährlich 17 Millionen Besucher an, erwirtschaftet aber dennoch nur das zwölftschlechteste Sozialprodukt aller britischen Städte. Blieben die Gäste früher im Durchschnitt für zwei Wochen an der Irischen See, so kommen sie heute nur noch für gerade 'mal zwei Tage. Hinten und vorne fehlt somit der 150'000-Einwohner Kommune das Geld, um die teuren Infrastrukturen zu unterhalten. Während Blackpool früher grosszügig Mittel an wirtschaftlich schwächere Regionen verteilen konnte, bröckelt heute überall der Putz und als allererste Soforthilfe musste der berühmte und unter Denkmalschutz stehende West Pier bereits mit Lottogeldern restauriert werden. Fördermittel aus dem EU-Topf sollen zudem für die vordringlichsten Sanierungsarbeiten in Blackpool und den weiteren Seebädern beantragt werden, damit diese aus der Krise geführt und wieder in altem Glanz erstrahlen können. Dies verspricht eine Sofortinitiative von Janet Anderson. Wenn es einen Ort in Europa gibt, an dem ein "Las Vegas" verwirklicht werden kann, dann ist dies Blackpool! Diesen Zweckoptimismus beschwört Marc Etches, Marketing-Manager des Freizeit- und Hotelkonzerns Leisure Parcs. Über 1,6 Milliarden Euro will der Freizeitgigant in Blackpool investieren, sechs Casinos und 25'000 Arbeitsplätze sollen gemäss einer langfristigen Planung bis 2020 geschaffen werden. Rund 32 Milliarden Euro sollen die dann 30 Millionen von der Glitzerwelt angezogenen Besucher umsetzen, besonders die einarmigen Banditen und das Automatenspiel generell, sollen zum Rettungsanker für das deprimierte Seebad werden. Die Pläne für das erste Casinohotel in ägyptisierendem Stil sind bereits fertig. "Pharaoh's Palace" wird dem Felsentempel von Abu Simbel nachempfunden und neben der Spielstätte über ein grosses Konferenzauditorium und rund 500 Zimmer verfügen. Vor dem definitiven finanziellen Engagement erwartet man jedoch eine Vorleistung der britischen Regierung. Die Glücksspielbestimmungen sollen deutlich gelockert werden. Derzeit dürfen nur Volljährige spielen, die in einem meist in Form eines Clubs geführten Casino Mitglied sind. Zudem gilt nach dem Beantragen der Mitgliedschaft eine als Hürde empfundene Wartezeit von 24 Stunden. Leisure Parcs fordert freies Glücksspiel ohne Wartezeit, ohne für die Investoren unzumutbare Behinderungen. Bei der Umsetzung der ehrgeizigen Pläne soll Peter Moore helfen, Leiter der wetterunabhängigen Centre Parcs Ferienanlagen, er wurde von Janet Anderson im Einvernehmen mit dem Kabinett als Sonderbeauftragter für den Wiederaufschwung der alten engl. Seebäder eingesetzt. Rosige Zeiten also für Blackpool? Langfristig möglicherweise ja, kurzfristig hat ein Insider vor Ort, ein ehedem weltbekannter Equilibrist, der sich in Blackpool zur Ruhe gesetzt hat, da eher Vorbehalte. Zu angerostet sei der 158 Meter hohe nachgebaute Eiffelturm und zu marode die Bausubstanz der herrschaftlichen Fassaden. Quasi alle Gebäude müssten gründlich renoviert werden, aber - das bekannte Thema - es sei eben (noch?) kein Geld da. Etwas drastischer drückt er sich aus, wenn er meint, Blackpool müsse man erst komplett abreissen und danach wieder absolut neu aufbauen, nur dann wäre ein Europa - Las Vegas möglich. Vergleiche werden gerne mit Atlantic City hergestellt. Auch dieser Ausflugsort 80 Kilometer südlich von New York stand vor dem wirtschaftlichen Abgrund, bis New Jersey Ende der 70-er Jahre die Spielbankgesetze lockerte und Donald Trump Atlantic City zur Casinostadt kürte, in der heute jährlich 34 Millionen Besucher weit über 6 Milliarden Euro ausgeben. Bis dies erreicht war, gingen auch von der Planung bis zur Fertigstellung und Zielerreichung locker über 10 Jahre ins Land, mit dieser Zeitspanne sollte man also auch in Blackpool kalkulieren. Und dennoch lohnt sich bis dahin auch jetzt der Besuch des alterwürdigen Seebades Blackpool, um die Kombination aus morbidem Charme und blinkenden Lichterketten für einige Tage oder Wochen der Entspannung zu geniessen. Für das Spiel steht das kleine "Castle Casino" zur Verfügung; Minimum beim Roulette nachmittags umgerechnet rund € 2,-, abends ca. € 5,-, ein Tronc existiert nicht (was sich nach Lockerung der Spielbankbedingungen und Neuaufteilung der Erlöse ändern könnte?). Um auch anspruchsvolle Besucher vom Festland anzusprechen, steht u.a. das zur Gruppe der Paramount Hotels zählende "Imperial Hotel" mit gehobenem Service zur Verfügung. Es befindet sich an der Nordpromenade an herausragender Lage und von den meisten Suiten hat man einen herrlichen Ausblick. Diese Empfehlung ist natürlich subjektiv geprägt, die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Eigentlich sollte hier auf dieses und auch auf weitere Hotels mit Tel. u. Fax.-Nr., sowie mit e-mail-Adresse eingegangen werden, es wurde dann doch bewusst darauf verzichtet. Denn ein Blick in den Fremdenverkehrs-Katalog oder in's Internet zeigt die Vielfalt der offerierten Beherbergungsmöglichkeiten vom klassischen Hotelstandard bis hin zum traditionellen 'BaB', zur Schonung des Budgets gibt's ausserdem schier unzählige Mittelklassehotels.
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